Entwicklungsgeschichte der Firma Pelzer

1799 - Geburt von Franz Christian Joseph Pelzer (Franz I.)

Beginn der Entstehungsgeschichte der Firma war die Geburt von Franz Christian Joseph Pelzer 1799 als Sohn des Gastwirtes vom „Zum Schwarzen Adler“ Carl Joseph Pelser (heute Ibis-Hotel). Mit der deutschen Einigung von 1871 durch Bismarck kam es in Deutschland zu einem wirtschaftlichen Aufschwung in bisher nicht dagewesenem Ausmaß. Bedingt durch die Einfuhr von Rohstoffen aus den Kolonien in Übersee machte die industrielle Entwicklung große Fortschritte. Davon profitierte in besonderem Maße die Metall verarbeitende Industrie in Deutschland. In Jena konnten Betriebe wie Carl Zeiss und Otto Schott ihre Spitzenposition in Deutschland ausbauen.

1828 Gründung der ersten Pelzer–Werkstatt in der
Wagnergasse 8

Viele Kleinbetriebe entstanden - so auch die Firma Pelzer, die durch den Zeugschmiedemeister Franz Christian Joseph Pelzer (Franz I.), im Jahre 1828 in der Wagnergasse gegründet wurde.

1838–1902 Franz Christian Friedrich Pelzer (Franz II.)

Nach dessen Tod übernahm Zeugschmiedemeister Franz Christian Friedrich Pelzer (Franz II.) die Werkstatt.

1868-1920 Friedrich Ludwig Franz Pelzer (Franz III.)

Er bekam wiederum zwei Söhne, Friedrich Ludwig Franz und Alfred Pelzer, die als Gebrüder Pelzer zuerst gemeinsam in der Wagnergasse tätig waren. Während sich Alfred mehr dem Kaufmännischen zuwandte, führte Franz III. den handwerklichen Bereich weiter.

1907-1909 Trennung der Gebrüder Pelzer in kaufmännischen und handwerklichen Bereich

Zwischen 1907 bis 1909 erfolgte dann die räumliche Trennung - während Alfred in der Wagnergasse blieb, zog Franz III. mit der Schlosserei in die Fischergasse 1. Er baute eine alte Scheune am Stadtrand zur Werkstatt um und musste einen Kredit in Goldmark aufnehmen, um die Werkstattausrüstung zu finanzieren, der mühsam innerhalb von 50 Jahren abgezahlt wurde. Die Firma beschäftigte durchschnittlich vier bis sechs Gesellen und ein bis zwei Lehrlinge. Es wurden sämtliche Reparaturen durchgeführt, die mehr oder weniger mit der Metallbranche zu tun hatten. So reparierte man zum Beispiel landwirtschaftliche Maschinen, schliff Fleischermesser, stellte Wurststopfmaschinen her und vieles mehr.

1896-1947 Schlossermeister Franz Pelzer (Franz IV)

Franz IV, der 1896 geboren wurde, führte diese Tradition wiederum weiter. 1925 erhielt die Firma sogar vom Reichspatentamt in Berlin das Patent für den trichterförmigen Bratwurstrost, welcher sogar heute noch von einigen Firmen vom Prinzip her nachgebaut wird.

1925-1996 Schlossermeister Franz Werner Pelzer (Franz V)

Er und seine Frau Amanda bekamen 1925 einen Sohn, Franz Werner Pelzer, der schon als kleiner Junge ständig in der Firma zu finden war und einbezogen wurde. Aber auch Kurt Pelzer, der 1904 in der Wagnergasse geboren wurde, erlernte später auch den Beruf des Schlossermeisters. Der II. Weltkrieg ging nicht spurlos an der Firma Pelzer vorüber. Die Produktion verringerte sich spürbar. Waren es noch im Jahr 1929 30.202,78 Reichsmark, so waren es zehn Jahre später nur noch 10.712,23 Reichsmark und 1945 nur noch 4.852,79 Reichsmark Umsatz pro Jahr. Kurt Pelzer fiel an der Front und auch Franz Werner musste 1943 zur Wehrmacht. Er kam 1945 in französische Gefangenschaft. Als er 1947 nach Hause zurückkehrte, lag sein Vater im Sterben.
Er musste sofort den Betrieb übernehmen. Mühsam baute er die Firma wieder auf und erhielt sie trotz sozialistischer Regierung, die solchen Kleinbetrieben das Leben nicht gerade leicht machte. Auch er hatte den Ruf, alles wieder reparieren und immer helfen zu können. Als Obermeister des Metall verarbeitenden Handwerks baute er zu allen seinen Berufskollegen einen guten Kontakt auf, half, wo er konnte, informierte alle über die neusten gesetzlichen Regelungen, nahm Prüfungen ab und bildete selbst Lehrlinge aus. Er leitete die Firma bis zu seinem 65. Geburtstag und damit wäre die Firmengeschichte fast zu Ende gegangen, da seine Tochter den Betrieb nicht übernommen hatte und die „Wende“ ein generelles Umdenken in der Firmenphilosophie, verbunden mit erheblichen Investitionen, erforderlich machte, die Franz V. nicht mehr tätigen konnte. Mit den vorhandenen alten Maschinen und Werkzeugen war es unmöglich, vor der enormen Konkurrenz aus den alten Bundesländern bestehen zu können.

1991 Betriebsübernahme durch Bertram Pelzer in 6. Generation/ Entstehung des Pelzer- Museums

Der Schwiegersohn, Bertram Pelzer, ergriff daraufhin die Initiative. Er hatte vorher beim VEB Carl Zeiss Jena gearbeitet, war voller neuer Ideen und Mut zum Risiko. Durch seine Bemühungen und die Unterstützung der Jenoptik GmbH und Herrn Dr. Späth blieb alles erhalten. Die alte Pelzerwerkstatt wurde zum historischen Kulturdenkmal und die Stadt Jena machte die historische Werkstatt der Öffentlichkeit als Museum zugänglich. Die Firma Pelzer existiert aber auch als moderner Betrieb weiter. 1991 wurde Bertram Pelzer Inhaber der Firma Pelzer Maschinenbau und CNC - Zerspanungstechnik und arbeitete zuerst in der Fischergasse mit einer CNC - gesteuerten Maschine und zwei Beschäftigten weiter. Der Aufwärtstrend in der wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands verbunden mit der Deutschen Einheit wirkte sich positiv auf die Firma Pelzer aus. Der Ausbau der Firma wurde durch die Politik der Bundesregierung finanziell unterstützt, die sich die Förderung der mittelständischen Unternehmen in den neuen Bundesländern auf die Fahnen geschrieben hatte und entsprechende Förderprogramme verabschiedete. Schnell vergrößerte sich die Firma. Die 1993 neu gebaute Halle in der Fischergasse wurde bald schon wieder zu klein.

1997 Umzug der neuen Firma in die Prüssingstraße

So zog die Firma 1997 in das Gewerbegebiet Göschwitz um, wo sie nun eine Produktionsfläche von 1.500 m² und 40 Beschäftigte hat, die an 12 CNC - gesteuerten Maschinen in Dreifachschicht arbeiten. Im Jahr 2000 fand die Umfirmierung der Firma Pelzer statt zur Pelzer Maschinenbau und CNC-Zerspanungstechnik GmbH. Nach alter Tradition werden aber auch wieder Lehrlinge ausgebildet. In einer eigenen Lehrwerkstatt, die 2002 ausgegründet wurde und als eigenständige Firma Pelzer Ausbildung und Vermietung existiert. Überbetrieblich Auszubildende werden ebenfalls aufgenommen in Zusammenarbeit mit dem Osstthüringer Ausbildungsverbund. Durch die Einführung modernster Technik und neuer Technologien haben sich Kundenkreis und Produktspektrum der Firma grundlegend geändert. Heute werden die Kunden vom Unikat, vom Prototypen bis zur Serienfertigung beraten und betreut. Die Firma Pelzer fertigt sehr komplizierte und komplexe Einzelteile und Baugruppen zum großen Teil mit moderner HSC – Fräsbearbeitung, aber auch Drehteile an CNC - gesteuerten Maschinen und kann lasergravieren. Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Jena, besonders mit den Bereichen Feinwerktechnik, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen. Durch den Einsatz von Praktikanten und Diplomanden in der Firma Pelzer wird die Forschungskooperation mit der Fachhochschule gepflegt. Die Abwanderung von Produktion nach Fernost führt dazu, daß auch die Firma Pelzer flexibler werden und den Fokus mehr und mehr auf komplexere Bauteile ausrichten muß.

Aufgrund der positiven Entwicklung der Firma wurde sie für den Oscar des Mittelstandes nominiert und war unter den letzten 10.